Page 28 - Schönberg im Winter 2023
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Hand in Hand für Schönberg
            H   a  n  d i   n H      a  n  d f   ür Sc       h  ö  n  b  e  rg


            Der Gewerbe- und Fremdenverkehrsverein Schönberg wird 100 Jahre alt –

            und pflegt eine enge Partnerschaft mit der Kommune




                                                                Weimarer Republik die praktisch wertlos gewordene Pa-
                                                                piermark ablöste, war das für viele ein Grund, Hoffnung
                                                                zu schöpfen.  Auch für die damalige Schönberger Ge-
                                                                schäftswelt, hat Wilfried Zurstraßen recherchiert: „Endlich
                                                                wieder Stabilität, jetzt müssen wir etwas Gemeinschaftli-
                                                                ches tun!“, sei der Tenor gewesen. Deshalb fanden sich am
                                                                13. März 1924 die Gründungsmitglieder zusammen, um
                                                                den „Gewerbe- und Handelsverein“ ins Leben zu rufen.
                                                                   Sämtliche Protokollbücher des Vereins sind noch er-
                                                                halten, und der Mitschrieb der Gründungssitzung ist keine
                                                                Ausnahme: 30 Namen stehen darauf, darunter einige, die
                                                                noch heute als Synonyme für die Schönberger Geschäfts-
                                                                welt stehen dürfen, wie etwa Lindau, Sinjen, Pfeil, Ewoldt,
                                                                Heuer, Steffen, Brockmann, Hergeröder, Kummerfeldt
                                                                oder Fahrenkrug.
                                                                   „Seitdem gibt es übrigens eine enge Kooperation
                                                                zwischen der Gemeinde und dem Verein, die damals
                                                                fast schon verrückte Formen annahm“, weiß  Wilfried
                                                                Zurstraßen  und  nennt  Beispiele:  „Die  Aufstellung  des
            Willi Alpen (von links), Wilfried Zurstraßen und Knut Lindau   kommunalen Haushaltsplans fand nicht etwa im Rathaus
            erzählen im Kellerbüro von den Anfängen des Gewerbevereins.
                                                                statt, sondern beim Gewerbeverein, zusammen mit dem
                     Wenn  im  kommenden  Frühjahr  der  Schönberger   Bürgermeister. Auch die Einführung einer Gewerbesteu-
                   Gewerbe- und Fremdenverkehrsverein sein  100. Ju-  er wurde zunächst im Vorstand des Gewerbevereins
                   biläum begeht, haben seine Mitglieder und Schönberg   besprochen, dann erst in der Gemeindevertretung.“ So
                   als  Kommune  allen  Grund,  das  groß  und  gemeinsam   intensiv sei die Zusammenarbeit nicht mehr, räumt er la-
                   zu feiern. Denn die Zusammenarbeit zwischen Handel,   chend ein: „Heute finden Beratungen schon primär in der
                   Gewerbe und Ortspolitik war von Beginn an eng und   Gemeindevertretung statt, nicht mehr im Vorstand des
                   vertrauensvoll. Das jedenfalls sagen Knut Lindau, Willi   Gewerbevereins.“ Eng sei die Zusammenarbeit aber im-
                   Alpen und Wilfried Zurstraßen. Und sie müssen es wis-  mer geblieben, vor allem als „Willi Alpen und Knut Lindau
                   sen: Während die beiden Erstgenannten langjährig er-  dem Gewerbeverein vorsaßen.
                   folgreiche Geschäftsleute im Ostseebad sind und dem   Und das sind zusammengerechnet rund 40 Jahre:
                   Gewerbeverein zusammengerechnet ziemlich genau 40   Willi Alpen, Inhaber einer Reihe von EDEKA-Märkten in
                   Jahre lang vorsaßen, hat letzterer immerhin 26 Jahre als   Schönberg und der Probstei, hatte von 1984 bis 2001 den
                   Bürgermeister Schönbergs Verwaltung geleitet. Im ehe-  Vorsitz. Knut Lindau, Senior-Chef des Schönberger Mo-
                   maligen Kellerbüro des „Kaufhaus Lindau“ trafen sie sich   de-Traditionshauses Lindau, ist seit 2001 sein Nachfolger.
                   nun, um über die 100-jährige Geschichte des Gewer-  Wilfried Zurstraßen hat 1987 sein Amt als Bürgermeister
                   bevereins zu plaudern – ein Ort übrigens, der für die   in Schönberg angetreten und 26 Jahre lang bis 2013 aus-
                   Vereinsgeschicke immer wieder wichtig war.   geübt. „Wir sind einen langen Weg gemeinsam gegangen
                     Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und eine gewaltige   und es ist eine Menge dabei herausgekommen“, sagt Willi
                   Inflation: Die Kriegszeit 1914 bis 1918 und die frühen   Alpen, „etwa die Beschilderung der hiesigen Wanderwe-
                   1920er-Jahre  waren  für  viele  Menschen  in  Schönberg   ge, die Adventsbeleuchtung, die Weihnachtsmärkte und
                   und der Probstei alles andere als golden. Wer ein Brot   Etliches mehr.“
                   kaufen wollte, musste dafür im Wortsinne einen Sack   Apropos  Weihnachten:  Den  ersten  Schönberger
                   voll Geld mitbringen – und am nächsten Tag schon zwei.   Weihnachtsmarkt haben Gemeinde und Gewerbeverein
                   Als 1923 die Rentenmark als Übergangswährung der   bereits 1988 organisiert – „damals mit bloß acht Buden“,



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