Page 26 - Schönberg im Winter 2023
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Die Suche nach

                                                                einem sicheren Halt


                                                                   Jeden Abend sitzen Millionen Menschen vor den Bildschir-
                                                                men, um sich eine der schrecklichsten Sendungen anzusehen:
                                                                die Nachrichten. Viele fragen sich entsetzt, wieviel sie noch an
                                                                Horrormeldungen ertragen müssen. Was stimmt nicht mit dieser
                                                                Welt? Gibt es überhaupt noch eine Heilungschance für all die
            Friedenssehnsucht                                   zerstörerische Bosheit und das Elend? Frau Baerbock sagte nach
                                                                dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine: „Wir sind
                                                                in einer anderen Welt aufgewacht.“ Vorher gab es krasse Zeiten
              „Frieden auf Erden“, das singen die Engel in der Weihnachts-  mit Covid-19. Weltweit wurden viele Menschen dahingerafft. Die
            geschichte und verkünden diese Friedensbotschaft den Hirten auf   Zukunftspläne von Millionen Menschen sind dahin. Geglaubte
            dem Feld. „Frieden auf Erden“ – was für eine wichtige Botschaft   Sicherheiten zerbrechen. Auch die vermehrt auftretenden Na-
            und Sehnsucht für unsere Zeit. Gerade in dieser Zeit, in der auf   turkatastrophen bereiten uns ernsthafte Sorgen. Die ständig auf
            verschiedenen Teilen der Erde Kriege die Welt erschüttern. Es ist   uns zu prasselnden Nachrichten, Analysen und TV-Kommentare
            aber auch in unserer Gesellschaft wahrnehmbar, wie sich immer   beantworten längst nicht mehr unsere Fragen. Sie lassen uns
            wieder Fronten verhärten und Gewalt hervorbricht. Die Sehnsucht   verwirrt und ängstlich zurück. Und jetzt auch noch das: Der Nahe
            nach Frieden ist spürbar.                           Osten mit den grausamen Terrorakten geht uns allen unter die
              Ich erinnere mich noch an den Weihnachtsgottesdienst, den wir   Haut und lässt viele nicht mehr ruhig schlafen. Auf den Straßen
            zur Zeit der Corona-Pandemie outdoor auf dem Hof Jens Lamp-  unserer Großstädte tobt der Mob, und viele unserer Mitbürger
            Greve gefeiert haben. Da entstand spontan ein Mitmach-Krippen-  wagen sich abends kaum noch aus dem Haus. Weltuntergangs-
            spiel und alle Gottesdienstbesucher*innen übernahmen eine Rolle   stimmung macht sich breit. Wer in der Bibel das letzte Buch
            in der Weihnachtsgeschichte.                        „Offenbarung“ liest (auch „Apokalypse“ genannt), stellt fest, dass
              Erst waren die Gottesdienstbesucher*innen die Gastleute in   wir Menschen nicht alles im Griff haben. Ja – aber wo ist denn in
            Bethlehem, die Josef und Maria keinen Platz machen. „Kein Platz!   unserer Welt ein sicherer Platz? Verwirrt angesichts der Weltlage
            Alles voll!“, waren die Worte, die sie dreimal wiederholten. In unserer   oder ganz persönlicher Belastungen, suchen wir nach jemanden,
            Welt ist an manchen Stellen kein Platz für Frieden. Wie oft kennen   dem wir uns anvertrauen und an dem wir uns festhalten können.
            wir das bei uns selbst: Ein Konflikt verhärtet sich, anstatt dass wir   In Gottes Wort finden wir zehn weise, alte Worte, die fast zu
            ihn lösen.                                          schön sind, um wahr zu sein: „Jesus Christus ist derselbe – ges-
              Dann aber sind die Gottesdienstbesucher*innen zum Engels-  tern, heute und auch in Ewigkeit.“ (Hebräer 13, 8). Diese Worte
            chor geworden. Der Engelschor, der den Hirten auf dem Feld   sind keine weltfremde Durchhalteparole. Diese Aussage richtet
            Hoffnung in ihre Dunkelheit bringt, mit der Botschaft: Christus ist   mich aus zu einer Persönlichkeit, bei der ich Halt und Orientierung
            geboren. Gott selbst ist Mensch geworden, um uns nah zu sein.   finde – im Sohn Gottes. Seine Geschichte beginnt nicht erst in der
              Alle summten auf einem beliebigen Ton und aus der Verschie-  Futterkrippe zu Bethlehem. Schon vor allem Anfang war ER da.
            denheit der Einzelnen entstand ein vielstimmiger Chor, der Gottes   Die Schöpfung des Universums ist nicht vorstellbar ohne Gottes
            Botschaft vom Frieden für die Welt verkündete. Das war ein sehr   Liebe in Person. Seit je her ist ER uns liebevoll zugewandt – und
            berührender Moment. Für mich symbolisiert dieses Erlebnis eine   wird es immer bleiben. Diese ewige Wahrheit war und ist Realität.
            wichtige Aussage: Wir selbst können zu Botschafter*innen des Frie-  Erlebbar für den und für jeden, der die zehn Worte ernst nimmt.
            dens werden. Es braucht uns Menschen, die an der Sehnsucht nach   Der Engelchor in der Heiligen Nacht brachte es damals auf den
            Frieden festhalten und es braucht uns Menschen, die zu Werkzeu-  Punkt: „Uns ist der Erretter geboren!“ Doch man muss sich auf
            gen des Friedens werden. Möge Gott die Sehnsucht nach Frieden   den Weg machen, sich diesem unerschütterlichen Halt anzuver-
            in uns wachhalten und die Advents- und Weihnachtszeit uns an   trauen. Jesus Christus ist unwandelbar, treu und voller Liebe.
            Gottes Versprechen erinnern, dass er uns
            nah sein will.




                                                                            Ich wünsche allen Lesern
                     Ihre Pastorin Lea Thermann,                          besinnliche Weihnachtstage!
                        Evangelisch-Lutherische                                      Hans Becker,
                     Kirchengemeinde Schönberg                          Christliche Gemeinde Barsbek





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