Page 14 - Schönberg im Winter 2023
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Künstler




             in der Probstei








           Das Rote K –


           Blick zurück

           nach vorn



            Der Schönberger Künstler

            Kai Lyck im Porträt



              Kai Lyck setzt mit seiner Kunst Zeichen, regt den Diskurs über   handwerklichen Boulangerie  Artisanale ausgerichtete Bäckerei
            drängende Fragen unserer Zeit an und ist zwar politisch, möchte   „Restez!“ nebst Café gleichen Namens gegründet. „Das mag auf
            aber niemanden bekehren. Dabei schaut er zurück auf historische   den ersten Blick nicht zum Künstler in mir passen“, räumt Lyck
            Kunst und blickt im eigenen Werk nach vorn. In der Wahl seiner   ein. „Aber für mich waren diese Jahre enorm kreativ, vor allem
            Mittel ist er enorm vielseitig. Ein Besuch seines Schönberger Ateli-  die Entwicklung des ‚Restez!‘ in gerade einmal drei Monaten – mit
            ers „Damm 17“ zeigt das.                            allem Drum und Dran.“
              Als Kai Lyck mit zarten fünf Jahren im Schrank einen Tuschkas-  Malerei, Skulptur, Objekt, Installation, Wort: Nachdem Kai Lyck in
            ten fand und auf sein Fragen hin der Großvater ihm erklärte, was   den Ruhestand gegangen war, legte er künstlerisch richtig los. „Ich
            man damit machen kann, habe alles seinen Lauf genommen: „Die   kann mich selbst nur schwer einordnen“, sagt er, beschreibt sein
            Farbtöpfe, die kleinen Pinsel und die mit Wasser versetzten Farb-  Werk aber doch als „multidisziplinäre Konzeptkunst“. So sperrig wie
            reste auf dem Kastendeckel zogen mich magisch in ihren Bann“,   diese Bezeichnung sei ab und an auch seine Kunst, räumt Lyck la-
            offenbart er. Zwar seien die Ergebnisse seiner ersten Malversu-  chend ein. „Es sind eher Arbeiten zum Zeigen, nicht zum Verkaufen.“
            che eher ernüchternd gewesen und er wollte vorerst doch lieber   An den „Probsteier Kunsttagen“ im Sommer, als er einen Quer-
            Förster als Künstler werden. Aber die Saat war gelegt.  schnitt seines Werks in seinem Schönberger Atelier „Damm 17“
              Förster ist Kai Lyck nicht geworden. Stattdessen hat er die Kie-  präsentierte, zeigte sich noch eine weitere Eigenart seiner Arbei-
            ler Bäckerei Lyck geführt. Und die am französischen Vorbild einer   ten: Kai Lyck muss sie bisweilen erklären. Das ist aber kein Nachteil
                                                                und tut der für sich selbst stehenden Ästhetik der Werke über-
                                                                haupt keinen Abbruch. Und wenn er erklärt, dann mit wortreicher
                                                                Begeisterung und zur erkenntnisreichen Freude des Publikums. „Es
                                                                gibt aber auch Werke, mit denen ich mein Publikum unbesorgt
                                                                allein lassen kann“, scherzt Kai Lyck.
                                                                   Die Komplexität einiger Arbeiten überrascht, etwa jene des „Li-
                                                                terarischen Sextetts“, eines raumfüllenden Zyklus von sechs Werken.
                                                                Der Name sagt es: Die Positionen des Zyklus beziehen sich auf Lite-
                                                                ratur, genauer: klassische Literatur – Literatur jedenfalls, die älter ist als
                                                                der 1958 geborene Kai Lyck. „Alle bezogenen Bücher, Stücke, Gedich-
                                                                te oder Essays wurden teils lange vor meiner Geburt geschrieben, ha-
                                                                ben mich beeindruckt und wirken bis in unsere Zeit“, beschreibt Lyck
                                                                die Gründe für die Auswahl. Und: „Die kulturhistorische Bedeutung
                                                                alter Literatur ist bereits bewiesen, für neue Literatur steht das noch
                                                                aus.“ Überhaupt spiele Literatur eine große Rolle in seinem Leben
                                                                und er messe ihr allgemein eine große Bedeutung für die Menschen
                                                                zu: „Literatur bewegt, sie prangert an, verstört, fesselt, rüttelt wach,
                                                                prägt und verändert.“            Fortsetzung auf Seite 16



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