Page 75 - Schönberg im Sommer 2024
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der Warnweste taucht zwischen   Sie wissen genau, worauf sie etwa
          den Wagons auf und folgt den   bei der roten, 240 PS starken
          Gleisen durch das große, offene   MaK-Diesellok  von  1960,  dem
          Tor in den Lokschuppen hinein.   zweimotorigen,  1938  in  Wismar
          Darin ist die Schnauze einer Lok   gebauten und an die Bleckeder
          zu sehen, rot lackiert und so groß,   Kleinbahn gelieferten Triebwagen
          dass sie fast die ganze Einfahrt   oder den Waggons zu achten ha-
          des Schuppens ausfüllt.        ben.   Fortsetzung auf Seite 76
          Der Mann mit der Warnweste ist
          Stefan Dolezal, stellvertretender
          Vorsitzender des VVM. An diesem
          Sonntagmorgen will er sich hier
          mit einer Handvoll anderer Ver-
          einsmitglieder treffen, um an den
          Fahrzeugen zu arbeiten – so, wie
          fast jedes Wochenende im Winter.
          „Wenn das Wetter es erlaubt, es
          vor allem nicht zu kalt ist, sind wir
          hier“, sagt Dolezal. Damit meint er
          rund 20 technikbegeisterte Men-
          schen, die teils mehr als 100 Ki-
          lometer Anfahrt auf sich nehmen,
          um die alte Technik zu warten, zu
          restaurieren und  auf  Hochglanz
          für die Saison zu bringen. „Zwar
          kommen nie alle auf einmal“, sagt
          Stefan Dolezal lächelnd. Aber vier
          oder fünf seien eigentlich immer
          dabei.
          Wie etwa der 14-jährige Max,
          einem der jüngsten Aktiven. Er
          arbeitet gerade an dem Oldie
          des Vereins, einem zweiachsigen
          Kleinbahn-Plattformwagen  mit
          Laternendach. „Wir geben uns
          alle Mühe, möglichst den Origi-
          nalzustand der Fahrzeuge zu er-
          halten oder wiederherzustellen“,
          sagt Stefan Dolezal. Sogar die
          Gardinen des altgedienten Wag-
          gons  sind  deshalb  aus  einem
          Stoff handgenäht, der dem Aus-
          sehen der damals verwendeten
          Vorhänge nahekommt. Selbst die
          Aschenbecher bleiben dem alten
          Fahrzeug trotz heutigen Rauchver-
          bots erhalten – blitzsauber und
          neu lackiert.
          Noch mehr Mühe als auf die ma-
          kellose äußere und innere Er-
          scheinung der Fahrzeuge legen
          die VVM-Mitglieder auf deren
          Technik. „Das A und O ist die Be-
          triebssicherheit“, sagt Stefan Do-
          lezal. Um die zu gewährleisten,
          sind unter den ehrenamtlichen
          VVM-Mitarbeitenden  Techniker
          und ausgebildete Eisenbahner.


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